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Die Stadt zurückerobern

  • #38 Huile Smith
  • 2. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Juni


Fahrrad fahren als Flinta* - von Huile Smith # 38 

Ich habe angefangen, in einem Kollektiv von Fahrradkurier*innen zu fahren, doch bis vor kurzem habe ich mich nicht getraut, mein Fahrrad selbst zu reparieren.

Jetzt nehme ich mich selbst als Radfahrerin wahr, ich repariere und fahre eigenständig.

Zunächst einmal muss man die Theorie der Geschlechtsidentitäten sozial erklären. Geschlechtsidentitäten sprechen auch kollektiv, denn sie betreffen Einzelne, spielen aber eine große Rolle in der Interaktion mit anderen, innerhalb einer Gruppe und umgekehrt. Sie implizieren daher Fragen auf individueller und kollektiver Ebene, zum Beispiel: wie führen Unterschiede in der Geschlechtsidentität zu Unterschieden auf der Straße, in der Stadt? Das sind die Fragen, die wir uns unter Flinta* Freund*innen stellen, und früher sah ich nicht wirklich einen Ausweg.


Das Fahrrad ermöglicht mir einen freien Zugang zur Mobilität in der Stadt. Ich bin nicht abhängig von Verkehrsmitteln, dem Auto... Die “Jungs” lassen mich normalerweise auch mehr in Ruhe, ich komme schnell dahin, wo ich hin will. Manchmal kann ich das Gefühl bekommen, dass die Straße mir gehört, mit dieser schönen Maschine in Menschengröße. 


Es geht mir hier aber mehr um das Selbstbewusstsein als um die Mobilität von A nach B. Mit dem Fahrrad entscheide ich, wohin ich will und wie schnell ich dahin will. Das heißt auch, dass mir mein Körper wieder präsent wird, da ich mit meinen Muskeln das Rad bewege. Diese neue “Erfahrung der Mühe” hat mir sehr viel gebracht, eine süße, nicht zu intensive Alltagsfreude, meinem Körper in der Handlung zuzusehen. Und all das auf der Straße, wo Flinta* sich eher selten komplett frei und sicher fühlen. 


Das Fahrrad sollte aber nicht als Werkzeug der Befreiung von Flinta* betrachtet werden, da es noch viele Menschen gibt, die das nicht können oder einfach nicht mögen. Es kann trotzdem Vielen etwas bringen, die Politisierung und gleichzeitig Demokratisierung des Fahrradfahrens sind also wichtig. Und es gibt in Berlin schon viele Flinta*-Initiativen rund um das Fahrrad: Social Rides, Flinta*-Alleycats, Selbsthilfewerkstätten…Ich hoffe jedenfalls, dass es noch viel mehr wird!


(1)Flinta*: Frau Lesbisch Intersexuell Nicht-Binär Trans Asexuell *mitgemeinte)


Fahrradkurierin "Huile Smith # 38" gehört zum Fahrradkurierdienst CROW, welcher Lieferautos durch Cargobikes ersetzt und damit zur Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt beiträgt. Der nachhaltige Berliner Fahrradkurier fördert zudem eine kooperative Arbeitsweise. Infos unter crowberlin.de

 
 
 

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